Die Jahre 1945 – 1989
Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Systems und dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann – nach vielen persönlichen und materiellen Opfern – eine neue, völlig andersgeartete Entwicklung. Segelsport und Kameradschaft sollten zurück ins Zentrum des Gemeinschaftslebens. Noch während der letzten Kriegstage, hatten Frauen aus dem Verein Clubanlagen geschützt und gesichert. Auf dem Gelände war während der Endphase des Krieges eine Fliegerbombe eingeschlagen und in die unmittelbare Nachbarschaft stürzte ein abgeschossenes Flugzeug. Es gab zwar Schäden am Clubgebäude, aber glücklicherweise kam der Bootsbestand glimpflich davon. Nach Kriegsende waren Boote mit Ballast in Stegnähe versenkt oder auf andere Weise vor unbefugtem Zugriff geschützt worden. Bereits im Sommer 1945 trafen sich Mitglieder zum Aufräumen, um Bestände zu bewahren und notdürftige Reparaturen vorzunehmen. Schon im Sommer 1946 schwammen einige von ihnen wieder segelklar im Hafen. Die Clubangehörigen jener Zeit haben den ausdrücklichen Dank der nachfolgenden Mitglieder-Generationen verdient. Der DJC mußte ebenso wie alle anderen Vereine seine Tätigkeit offiziell einstellen, der Name durfte nicht mehr geführt werden. Das Eigentum der Sportvereine war mit Befehl Nr. 124 der Sowjetischen Militär-Administration (SMAD) Ende Oktober 1945 den Bezirksämtern zur treuhänderischen Verwaltung übergeben worden. Sportfreund Herbert Vaupel bewarb sich erfolgreich als Treuhänder. In dieser Funktion hielt er unter den gegebenen Möglichkeiten die verbliebenen 66 Segelkameraden unter wechselnden Vereinsnamen („Wassersportgruppe Segeln“ und „Dahme Sport-Club“) zusammen. 1949 hatte der Club 98 Mitglieder, darunter neun Jugendliche und eine Schwimmsparte mit 14 Frauen. Damit erwarben die Frauen erstmals ihr Stimmrecht in diesem Verein.
Das unmittelbar nach Kriegsende erlassene Segelverbot hob die SMAD bereits im Sommer 1946 wieder auf. Im sowjetischen Sektor Berlins durften Segelvereine unter Führung der Hauptspartenleitung Segeln als kommunal organisierte Spartengruppen den Sportbetrieb wieder aufnehmen. Am 22. Juni 1946 veranstaltete die TSG 1898 die erste Nachkriegs-Regatta. Und bereits zu Saisonbeginn 1947 wird von regem Segelbetrieb auf dem Langen und Seddinsee berichtet, einschließlich der Veranstaltung von Wettfahrten. Dieser schnelle Wiederbeginn des sportlichen Segelns im Berliner Osten ist ein Verdienst der dort ansässigen Vereine TSG 1898, dem VSS, dem WSV 1921 und dem DJC mit seinem Wettfahrt-Obmann Artur Ladewig. Der Dahme Jacht Club beteiligte sich an den ersten Regatten vor allem mit O-und H-Jollen sowie 15 m2-Jollenkreuzern. Zum 1. Oktober 1948 erfolgte die Gründung des vom ostdeutschen Gewerkschaftsbund FDGB und der Jugendorganisation FDJ getragenen Deutschen Sportausschusses. Er organisierte den Segelsport wieder nach politischen Gesichtspunkten. Im Verlauf der Umstellung des Sports auf antifaschistischdemokratische Ziele gründete man 1951 die Sportvereinigung Chemie. Das DJC-Vermögen ging vom treuhänderischen Bezirk Köpenick auf die SV Chemie über. In ihrer Segelsparte waren fünf Betriebssportgemeinschaften integriert, sämtlich auf dem DJC-Gelände angesiedelt und nach ihren Trägerbetrieben benannt. An der Spitze der SV Chemie/Segeln stand Sportfreund Burkhard Bargfried, vehementer Befürworter der Strategie einer neuen Sportbewegung. Ihm war zu verdanken, daß der SV Chemie auf Beschluss des Magistrats von Groß-Berlin 14 volkseigene Boote erhielt darunter H- und O-Jollen, eine Küstenjolle sowie fünf neue (wenn auch beim Bau etwas zu kurz geratene) Piraten. Diese Boote sollten vorwiegend Sportfreunde segeln, die Trägerbetrieben der SV Chemie angehörten. Damit sollte jungen Arbeitern aus diesen Firmen Gelegenheit zum Segeln gegeben werden. Die unsinnige Trennung in Betriebsangehörige und Betriebsfremde gab man zum Glück bald wieder auf. Weitere Stationen in der DJC-Geschichte : Grundstück und Bauwerke gingen per Magistratsbeschluss zum Februar 1953 zur Eigenbewirtschaftung an das Staatliche Komitee für Körperkultur und Sport (Bootshausverwaltung) über. Zum Januar 1956 wechselten Bootshaus und alle übrigen Anlagen aufgrund eines weiteren Magistratsbeschlusses in die Rechtsträgerschaft der VEB Berliner Reifenwerk und Chemische Fabrik Grünau. Das Grundstück kehrte als Staatseigentum in die Regie der Groß-Berliner Stadtforstverwaltung zurück.
Die Gemeinschaft nannte sich nun Betriebssportgemeinschaft Chemie Grünau-Schmöckwitz, Sektion Segeln, ab 1961 BSG Chemie Schmöckwitz. Dazu heißt es im Protokoll der damaligen Mitgliederversammlung, „in unsere Gemeinschaft ist damit systematisch der Gedanke des Betriebs- und Massensports eingezogen“.
Völlig unbemerkt von den Mitgliedern löschte zum 5. November 1954 das Amtsgericht Charlottenburg im damaligen West-Berlin den Namen DJC im Vereinsregister, „weil“ – so die offizielle Begründung – „tatsächlich nicht mehr bestehend“. Die Mitglieder, ob aus dem DJC hervorgegangen, zum Teil im Westteil Berlins ansässig oder neu in die Sportgemeinschaft gekommen, betrieben nach diesen kurzlebigen Umbenennungen und Flaggenänderungen wieder das gewohnte Vereinsleben. „Chemie“ machte sich einen Namen im Berliner Segelsport. Neben dem Regatta- und Fahrtensegeln waren wieder Arbeitsdienste zur Erhaltung und für den Umbau der Clubanlagen zu leisten. Volle Anerkennung verdienen die damaligen Trägerbetriebe, allen voran das Berliner Reifenwerk, die zur Werterhaltung einen erheblichen Teil beisteuerten. Dazu gehörte zwischen 1954 und 1956 die Reparatur von Steg und Uferbefestigung sowie der Bau des neuen Jollenschuppens.
Seit 1952 schrieb der Verein wieder Regatten aus, zunächst die bis heute regelmäßig ausgetragene Sonderegatta für O-Jollen und
15 m2– Jollenkreuzer. Erfolge stellten sich wieder ein – so errang Sportfreund Paul Zocke 1954 die Berliner Meisterschaft der 20 m2-Jollenkreuzer. Ebenso wuchs die Bedeutung des Fahrtensegelns als Wettkampfsport. Langtörns zur Schmölde, zum Scharmützelsee, zur Mecklenburgischen Seenplatte sowie zu den Haff- und Boddengewässern an der Ostsee gehörten dazu.
Diese Fernfahrten erforderten zahlreiche Behörden-Genehmigungen – etwa zum Befahren der Oder. In das Vereinsleben kam mit Sommerfest, Weihnachtsfeier, Kinderfest und Kantinenbetrieb allmählich neuer Schwung. Unter dem Titel „Retortensegel“ erschien sogar ein Monatsblatt mit Vereinsnachrichten. Der Kinder- und Jugendsport rückte in den Mittelpunkt. Es fanden Trainingskurse in Theorie und Praxis statt, man organisierte Törns auf der Ostsee und schloß regelrechte Trainingsvereinbarungen mit Anfängern aller Altersgruppen. Zahlreiche ältere und erfahrene DJC-Mitglieder stellten sich als Übungsleiter und Betreuer zur Verfügung.
Mitten in der Saison 1961 erfuhr auch dieser Verein den Schmerz und den Schreck über die Trennung von einigen Sportfreunden durch den Bau der Mauer in Berlin. Mit großer Mühe und unter persönlichem Risiko Ost-Berliner Sportfreunde, aber letztlich auch mit offizieller Genehmigung gelang die Rückgabe von beweglichem Eigentum, vor allem von Booten, an West-Berliner Mitglieder. Über die Grenze hinweg hielten persönliche Kontakte.Danach verlief die Weiterentwicklung des Vereins relativ unpolitisch. Sport und technische Überholung der Clubanlagen rückten immer stärker ins Zentrum – dorthin über Jahre zielstrebig gesteuert von Sektionsleiter Willi Fischer, anschließend von Dr. Eitei F. Rißmann.
Als symbolische Geste gegenüber Traditionen dieses Segelvereins erhielt der Hafen einen neuen, höheren Flaggenmast. In „Chemie“-Regie organisierte man den Kinder- und Jugendsport neu. Der Club entsandte erstmals Teilnehmer zu Kinderregatten mit Optimistenjollen. Zuvor hatte Horst Hamann eine Trainingsgruppe für Kinder eingerichtet und geleitet, später übernahmen sie Rainer Brestrich und Peter Schreiber. Erste Optimistenjollen und Cadets kauften die Eltern beziehungsweise wurden auf Initiative von Sportfreund Leo Seide selbst gebaut. Erste sportliche Erfolge errang Brigitta Beck – sie gewann die Silbermedaille bei der Kinder- und Jugend-Spartakiade 1972 und siegte bei der Ostseewoche in den Jahren 1972 und 1975.
Zur Betreuung des Sportbetriebes beschaffte man 1972 das inzwischen zur Legende gewordene Motorboot „Barrakuda“. Hübsch war sie, und ihren Betreuern machte sie reichlich Arbeit – vor allem dann, wenn sie mit weithin gut sichtbarer Abgasfahne Aufsehen bei Fluss- und See-Anrainern erregte. Unabhängig davon bereitete die „Barrakuda“ viel Spaß und Freude als Schlepp- und Begleitboot für regattainteressierte Frauen. Lange Jahre diente sie außerdem als Start- und Zielschiff der DJC-Wettfahrtleitung.
Dank der Finanzierung durch das Berliner Reifenwerk konnte Anfang der siebziger Jahre in Etappen eine komplette neue Ha-fenanlage mit Trockenständen aus Beton-Fertigteilen für Jollen gebaut werden. Nun begann die nach den zwanziger Jahren erfolgreichste Periode im Regattasport. Vereinsmitglieder starteten vor allem in den Klassen Pirat, O- und H-Jolle, auf 20 m2– und 15 m2-Jollenkreuzern, zwischendurch auch im FD und im Finn-Dinghi. Die H-Jollen-Klasse galt in der DDR lange Zeit als eine Domäne dieser Sportgemeinschaft. Das „Blaue Band vom Langen See“, die traditionsreichste Regatta für diese Bootsklasse, gewannen die H-Jollensegler von „Chemie/Pneumant“ zwischen 1969 und 1985 neunmal, die Deutsche Meisterschaft siebenmal. Allein viermal errang Lutz Rißmann mit Peter Rost diesen Titel. Zahlreiche Neubauten nach modernen Konstruktionen kamen in den Verein. Boote wie H 9, H 20, H 239, H 17 wurden zum Begriff, ebenso die sogenannte „Teufelsgeige“ H 189. Als Beispiel für die erwähnte Entwicklung des Frauensportes gilt, dass 1962 die Frauencrew Sigrid Fischer/Doris Rißmann den ersten deutschen Meistertitel nach dem Krieg auf einem Piraten für den Verein errang. Schon 1954 hatte eine Sportfreundin in einem Beitrag der Clubzeitschrift „Retortensegel“ notiert: „Es ist mir eine besondere Genugtuung, daß mein Mann, wenn ich an der Pinne sitze, auch die gegebenen Kommandos wiederholen und ausführen muß“.
Bis 1990 errangen Mitglieder des Vereins bei Deutschen Meisterschaften in der DDR Sigrid Fischer und Doris Rißmann mit ihrer Piratenjolle 1386 bei der Deutschen Meisterschaft 1962
19 Goldmedaillen
10 Silbermedaillen
21 Bronzemedaillen und
28 Berliner Meistertitel.
Stellvertretend für die vielen sportlichen Erfolge stehen die Aufnahmen von DJC-Seglern mit ihren Booten auf den folgenden Bildseiten.
Anstrengung, Konkurrenz und Erfolg festigten die Kameradschaft. Zahlreiche Boote entstanden im Eigenbau; vieles musste von „drüben“ beschafft werden. Auch das förderte den Zusammenhalt, ebenso die aus heutiger Sicht oft abenteuerlichen Bootstransporte auf Lastwagen zum Austragungsort von Wettfahrten. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wuchs auf langen Anmarschwegen, in Gemeinschaftsquartieren und bei traditionellen Empfängen der Meisterschaftsteilnehmer – im Hafen wie in der Kantine.
Regelmäßig beteiligte sich der Club an Mannschaftsmeisterschaften auf dem Müggelsee, manchmal sogar mit zwei Mannschaften. Zum Sieg reichte es zwar nie, doch dritte bis sechste Plätze bei dieser damals sehr populären Regatta zählten
schließlich auch. Betreuung und Verpflegung, Busfahrten der Aktiven zum Austragungsort, zahlreiche Zuschauer sowie nicht zuletzt unsere Damen auf den Motorbooten „Barrakuda“ und „Siesta“ förderten den Gemeinschaftsgeist. In Erinnerung sind außerdem die vielen Vergleichs- und Freundschafts-Wettkämpfe mit anderen Segelgemeinschaften wie der SG Grün-Weiß, BSG Motor Wildau, SG Schwielochsee und Spartak Brno – oft zustande gekommen durch persönliche Kontakte. Zurück blieben davon angenehme Erinnerungen und persönliche Freundschaften. Fahrtensegler wollten und sollten nicht zurückstehen. Zunächst hatte der Segel-Bezirk Berlin ab 1956 Fahrtenwettbewerbe ausgeschrieben, von 1957 an waren sie für die gesamte DDR offen. Von Anbeginn beteiligten sich Vereinssegler daran erfolgreich. Die Teilnehmerzahlen stiegen von zehn (1957) auf 93 im Jahre 1989 mit Besuchen auf nahezu allen DDR-Revieren. Zu den ersten und besten Fahrtenseglern zählten die Sportfreunde Herbert Vaupel und Dr. Fritz
Reimer mit ihren Ehefrauen, die schon Anfang der sechziger Jahre die Boddengewässer absegelten und mehrfach den Haff-Preis gewannen. Die Auswärtsbesuche per Boot in der relativ kleinen DDR waren nicht nur Ausdruck sportlichen Ehrgeizes – sie verbanden Wettkampf und außerordentlich hohen Erholungswert.
Im Bezirk Berlin zählten die Sportfreunde Vaupel, Reimer und Petigk regelmäßig zu den zehn Erstplazierten. Loni Petigk gewann 1970 sogar den dritten Platz in der DDR-Rangfolge. Sportfreund Gerhard Petigk, ehrgeizigster, ausdauerndster und konsequentester Fahrtensegler, legte innerhalb von 28 Jahren auf seinem 15 m2-Jollenkreu-zer „Moppel“ nur unter Segeln 41 563 Kilometer zurück. Für ihre außerordentlichen Leistungen erhielten Herbert Vaupel, Dr. Fritz Reimer und Gerhard Petigk den Titel „Fahrtenkapitän des Bundes Deutscher Segler“.
Ende der siebziger Jahre entwickelte sich auch in der DDR eine neue Art des Segelns, zunächst Windski genannt, später Brettsegeln oder Windsurfen. Bei „Chemie“ fand sich schnell ein großer Interessentenkreis, besonders unterstützt vom damaligen Sektionsleiter Kurt Krupa und dem Sportfreund Gerhard Friemel.
1984 zählte „Chemie/Pneumant“ 16 aktive Regattasurfer. Der Verein schrieb für den Bezirk Berlin die ersten Wettkämpfe mit Segelbrettern aus; an den Start gingen jeweils 30 bis 40 Surfer. Regatten in der DDR und zu Wettfahrten in Polen, Ungarn und in der CSSR. Schnell stellten sich Erfolge ein, und Namen wie Rietz und Röhr wurden zum Begriff. Sie holten drei Deutsche und vier Berliner Meistertitel in den Club.
Nach Beendigung seiner Laufbahn als aktiver Regattasegler konzentrierte sich Sportfreund Kurt Krupa intensiv auf ehrenamtliche Tätigkeiten im Sport, zunächst im Verein, dann vor allem im Bund Deutscher Segler.
Jahrelang wirkte er im Bund Deutscher Segler als Vizepräsident und Schatzmeister. Tätig war er außerdem in der Berufungskommission, Prüfungskommission und als Schiedsrichter. Für seine Arbeit erhielt er hohe Auszeichnungen, so die Ehrenmitgliedschaft im Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) sowie im Präsidium des Bundes Deutscher Segler. Der Verein dankte ihm an seinem 80. Geburtstag 1987 für außerordentliche Leistungen mit der Auszeichnung als Ehrenmitglied.
Wie Kurt Krupa arbeiteten auch andere Mitglieder des Vereins in verschiedenen Sportgremien mit. Sportfreund Hans-Joachim Kämper war in den sechziger Jahren Vorsitzender der Schiedsrichterkommission beim Präsidium des BDS. Sportfreund Horst Lakomy engagierte sich ehrenamtlich länger als zehn Jahre als Vorsitzender der gesamten Betriebssportgemeinschaft Chemie Schmöckwitz und leistete während dieser Zeit viel für seine Sektion Segeln. Sportfreund Gerhard Petigk wirkte viele Jahre in der Berliner Kommission Fahrtensegeln mit. Manfred Lisken war als Berliner H-Jollen-Obmann aktiv. Sportfreund Dr. Jörg Lietzmann war in seiner Funktion als Klassenobmann der H-Jollen und der 15 m2-Jollen-kreuzer fast zehn Jahre stellvertretender Vorsitzender der BDS-Kommission Regattasport und zugleich Mitglied in der Redaktionskommission des Fachblattes „Segelsport“.
Der Ausgleichssport spielte weiterhin eine wichtige Rolle. Jedes Jahr gab es bei der Abnahme des Sportabzeichens neue „Höchstleistungen“, dazu viel Spaß und -gelegentlich – Blessuren für einzelne Teilnehmer. Zu Waldlaufveranstaltungen entsandte der Verein jahrelang zahlreiche Sportfreunde zwischen sechs und 60 Jahren. Als absolute Höhepunkte des Ausgleichssports galten die Schwimmfeste der Berliner Segler. Viele Urkunden belegen es: Mit regelmäßigem Training und dank ehemaliger aktiver Schwimmsportler stieg „Chemie/Pneumant“ zu den erfolgreichsten Vereinen auf. Mehrfach nahm die Gemeinschaft von diesen Schwimmfesten Auszeichnungen als erfolgreichste Sektion insgesamt sowie als beste Sektion im Kinder- und Jugendsport mit nach Schmöckwitz. Bei „Chemie/Pneumant“ kam bei so viel Sport das gesellschaftliche Leben nie zu kurz. Die alljährlich als Kostümfest mit Programmteil unter der Leitung von Sportfreund Dieter Leukert arrangierten Sommerfeste und das Bockbierfest für die Berliner Seglerjugend sind über den Einzugsbereich Seddinsee hinaus bekannt geworden. In den achtziger Jahren kehrte man zur Tradition zurück, am Jahresende langjährige und erfolgreiche Mitglieder in einer Festveranstaltung zu ehren. Der Damenchor, fast schon Kern-, besser Herzstück jeder Feier, tritt mittlerweile heute schon in dritter Generation auf.
Sommerfeste
Kinderfeste
1985 wechselten neuerlich Name und Vereinsflagge. Als Folge der sogenannten Kombinatsbildung in der DDR hieß der Club fortan „BSG Pneumant Schmöckwitz, Sektion Segeln“. Das änderte jedoch nichts am Sportbetrieb, auch blieb das Berliner Reifenwerk Trägerbetrieb. Zuschüsse waren von dort immer schwieriger zu erlangen – vor allem gegen die übermächtige Konkurrenz durch die ebenfalls der BSG Pneumant angegliederte Fußballsektion.
Das förderte Eigeninitiative und Improvisationsvermögen der Segelsektionsleitung und aller Sportfreunde im Verein. Die jährliche Leistung betrug durchschnittlich 3.000 Arbeitsstunden.
1983 wurde Sportfreund Dr. Jörg Lietzmann an die Spitze einer neuen Sektionsleitung gewählt, die die Mitglieder mit neuen Organisationsformen im Sport-, Kultur- und Technikbereich überraschte und forderte. Dank der Mitarbeit nahezu aller Mitglieder und unter der Regie des Technischen Leiters Wolfgang Tauch sowie durch großen persönlichen Einsatz des Sportfreundes Rainer Wellmitz erhielt das Vereinsgelände ein neues Gesicht. Die Terrasse wurde befestigt, der Clubhaussaal samt Veranda sowie die Kantine als Zentrum des Vereinslebens „zu einem Schmuckkästchen“ („Segelsport“) umgebaut. In dieser Leistung steckten zwischen 1984 und 1986 etwa 11.000 Arbeitsstunden sowie Materiallieferungen des Berliner Reifenwerks im Wert von 80 000 Mark. Auch Sektionsleitung und Mitglieder besorgten auf teilweise abenteuerlichen Wegen benötigte Teile. Man erneuerte die sanitären Anlagen und die Uferbefestigung, tauschte im Hafen Pfähle aus und baute für die inzwischen beträchtlich gewachsene Kinder- und Jugendboot-Flotte eine weitere Schräge als Trockenstand. Entsprechend dem Trend der DDR-Sportförderung erfreute sich der Kinder- und Jugendsport besonderer Aufmerksamkeit und praktischer Unterstützung. Unter der engagierten Leitung der Sportfreunde Rita Jankowski und Ralf Killian – und mit Hilfe ihres Motorbootes „Siesta“ – erreichte die Nachwuchsförderung zwischen 1983 und 1989 ihren bisherigen Höhepunkt. 35 Kinder und Jugendliche segelten in Optimisten, Cadets und 420er-Jollen, beteiligten sich an Wettfahrten und absolvierten regelmäßig Trainingswochen im Frühjahr sowie Wintersportlager in Thüringen. Die für den Nachwuchs benötigten Boote kauften weiterhin die Eltern, zum Teil auch das Berliner Reifenwerk oder der Verein.
Viele Nachwuchssegler aus dieser Gruppe schickte der Verein zur besonderen Förderung in das Trainingszentrum Grünau und in den Sportclub Berlin-Grünau. Das bewährte sich.
So gewann Frank Lietzmann unter anderem den BDS-Pokal im Optimisten und die DDR-Spartakiade im 470er; sein Bruder Jan siegte bei der Internationalen Ostseewoche im Mini-OK und errang den zweiten Platz im 420er bei der DDR-Spartakiade. Anja Wellmitz gewann im Optimisten bei der Internationalen Ostseewoche und den dritten Rang bei den Deutschen Meisterschaften der Optimisten. Undine Hopsch errang im Mini-OK die Bronzemedaille bei der DDR-Spartakiade. So begannen jeweils ihre bis heute andauernden Regatta-Erfolge. Selbstverständlich schrieb „Pneumant“ auch eine Kinder- und Jugendwettfahrt für Cadets und Optimisten-Jollen aus, die „Kehraus-Regatta“. Bis heute gilt sie – mit mehr als hundert Booten am Start – als die traditionelle Herbstregatta für Kinder. Rechtzeitig zum 90. Stiftungsfest 1987 waren die meisten Arbeiten beendet. Man feierte unter dem etwas verschleiernden Motto „90 Jahre Segeln in Schmöckwitz“. Dahinter verbarg sich zu DDR-Zeiten der Versuch, die Tradition dieses Clubs wieder aufleben zu lassen. Aus Anlass des Jubiläums schrieb der Verein eine Langstrecken-Regatta mit zahlreichen Sonderpreisen aus. Außerdem gab er eine bescheidene Chronik unter Berücksichtigung der damals herrschenden sportpolitischen Verhältnisse heraus und stellte Fotos sowie Dokumente aus. Am 25. September 1987 fand als Höhepunkt des DJC-Jubiläums eine Festversammlung statt. Sportfreund Prof. Dr. Herbert Graf hielt einen Vortrag über die Historie des Segelsports und 90 Jahre Clubgeschichte. Als Jubiläumsgäste erschienen offizielle Vertreter des Bundes Deutscher Segler, des Trägerbetriebes Berliner Reifenwerk und Abgesandte befreundeter Vereine.